Geschichten über Geschichten
Erinnerung im Romanwerk von Ilyas Huri
Sonja Mejcher
Die Studie macht mit dem Romanwerk des libanesischen Autors Ilyas Huri (geb. 1948) bekannt, der heute einer der prominentesten Vertreter des kulturellen, intellektuellen und literarischen Lebens des Libanon ist. Als Romancier ist Huri international bekannt, viele seiner Romane wurden ins Englische, Französische und Deutsche übersetzt. Seine Aktivitäten sind jedoch äußerst vielseitig. Er ist auch Autor von Kurzgeschichten, Literaturkritik, sozio-politischen Studien und zahlreichen journalistischen Arbeiten. Seit 1992 ist er der Herausgeber der wöchentlichen Kulturbeilage der größten libanesischen Tageszeitung an-Nahar. In letzter Zeit ist Huri auch im Bereich des Theaters und der audio-visuellen Künste tätig geworden.Im Zentrum des Interesses steht die Erinnerung in Huris Romanen. Angesichts des libanesischen Bürgerkriegs von 1975-1990, der das Leben und die Orientierungspunkte zahlreicher Menschen zerstört hat, kommt der Erinnerung im Libanon besondere Bedeutung zu. Sie ist zum vielfach umstrittenen und häufig verdrängten Fund geworden. Wie die Studie darlegt, bewahren und transmittieren Huris Romane aber nicht nur Erinnerung in einer Zeit, in der auch sie vom Krieg zerstört wird, vielmehr wirkt sich Erinnerung ihrerseits auf die Romane, genauer auf ihre narrative Struktur, aus. Methodologisch basiert die Studie auf Untersuchungen zur Narratologie, im besonderen auf Gérard Genettes Discours du récit. Essai de méthode. Ferner werden Vergleiche zur Erinnerung in Walter Benjamins Schriften zur Geschichte – der jüngsten Vergangenheit – gezogen.