Geschlechtsspezifische Aspekte in der Rehabilitation bei Diabetes mellitus
Andrea Benecke
Die geschlechtsspezifische Forschung hat in den letzten Jahren nachweisen können, dass es geschlechtsspezifisch unterschiedliches Gesundheits- und Krankheitsverhalten gibt. Bei der Volkskrankheit Diabetes, einer chronischen Glukosestoffwechselstörung, die Ursache für massive Folgeerkrankungen sein kann, ist das geschlechtsspezifische Wissen noch spärlich. Dies gilt auch für die rehabilitative Versorgung, die ein wichtiger Bestandteil der Schulung und Versorgung von Diabetikern darstellt. In einer Studie zu geschlechtsspezifischen Aspekten des Rehabilitationszugangs wurde nachgewiesen, dass bei Frauen und Männern unterschiedliche Einstellungen in der Bewertung einer Inanspruchnahme von Reha-Maßnahmen vorliegen, welche die Entscheidungen für oder gegen eine Antragsstellung nachdrücklich beeinflussen können.
In einer Reanalyse von Daten einer unizentrischen Kohortenstudie an Patienten einer Diabetesklinik der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte konnte gezeigt werden, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Typ 1 Diabetikern und Diabetikerinnen weniger groß sind als die bei Typ 2 Diabetikern und Diabetikerinnen. Aus den gefundenen geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Inanspruchnahme der Rehabilitation, Häufigkeit von Selbstkontrollmaßnahmen, Eingangsparametern und Erwartungen sowie Zielen lassen sich unterschiedliche Bedarfe ableiten. Bei der Untersuchung verschiedener Outcome-Parameter zeigen sich mit wenigen Ausnahmen vergleichbare Entwicklungen bei beiden Geschlechtern und beiden Diabetestypen.
Es zeigen sich Defizite bei den Rehabilitationskonzepten, welche geschlechtsspezifische Besonderheiten während der Rehabilitationsmaßnahme weder erfassen und demzufolge auch während der Behandlung nicht aufgreifen, so dass mögliche unterschiedliche Bedarfe nicht gestillt werden können.