Giambologna
Triumph des Körpers
Wilfried Seipel
Der Katalog widmet sich einem der bedeutendsten Bildhauer der europäischen Kunstgeschichte, dem Flamen Jean Boulogne (1529-1608), der am Hofe der Medici in Florenz als „Giambologna“ zu Weltruf gelangte. Dreißig Jahre nach der letzten großen Ausstellung werden die seither gemachten Neuentdeckungen und wissenschaftlichen Fortschritte auf eindrucksvolle Weise dokumentiert. Beiträge internationaler Experten sowie zahlreiche Abbildungen von bisher nicht erreichter Qualität, die in einer eigenen Photokampagne für die Ausstellungen in Florenz und Wien angefertigt wurden, erschließen die Kunst Giambolognas neu und aufregend.
Im Zentrum des Interesses steht das ideale Menschenbild Giambolognas und seine Suche nach der vollendeten Pose. An Hand seiner weiblichen und männlichen Göttergestalten, die anmutig dem Bade entsteigen, sich schwerelos in die Lüfte heben, oder wild ineinander verschlungen sich mühelos zu immer kühneren zwei- und dreifigurigen Kompositionen fügen, wird der Entwicklung seines unvergleichlich eleganten Figurenideals nachgespürt. Nur wahres Genie konnte das übermächtige Vorbild Michelangelos, das die Florentiner Skulptur für ein halbes Jahrhundert so gut wie lahm gelegt hatte, überwinden und neu interpretieren. Giambolognas Stil wurde bald prägend für ganz Europa und blieb bis weit in das 17. Jahrhundert vorherrschend. (www.khm.at)