GOTT und die WELT – Religionskritische Essays
Thomas K. Luther
„Nicht Gott schuf den Menschen, sondern der Mensch schuf Gott“ sagte der Philosoph Ludwig Feuerbach im Jahre 1851 – in damals unerhörter Direktheit. Und tatsächlich gehört „Gott“ zu den ältesten und variantenreichsten Erfindungen des Homo sapiens. Das spirituelle Produkt Gott gleicht einer Projektionsfläche von der eine positive Reflexion erhofft wird. Allein der eingebildete Kontakt zu diesem Transponder verheißt den Demütigen die Erfüllung ihrer Erwartungen.
Autorität erlangt das angebetete Phantom durch seine vermeintliche Macht, die gespeist wird aus der ihm zugeschriebenen Fähigkeit des allgewaltigen Wirkens. Das körperlose Objekt, das traditionell im Himmel verortet wird, wohnt hingegen – schlicht formuliert – nur in den „Löchern des Verstandes“ und verdankt seine Existenz einer sonderbaren Mischung aus Debilität und Kreativität, aus Unwissenheit und Phantasie. Es lebt ausschließlich und allein als wahnhafte Illusion im Glauben seiner Klientel, die es befrachten mit der Regulierung von Zuständen und der Realisierung von Wünschen.
Religionen, diese beliebigen Gott & Co. GmbHs, kultivieren den Umgang mit dem angeblich allgewaltigen Geist und spiegeln zugleich die infantile Irrationalität der Gläubigen sowie die Rationalität der Gottesmänner, die das Defizit ihrer Zeitgenossen ummünzen in persönliches Prestige. Hinter einer scheinheiligen Fassade versteckt agieren die Gottesagenten durchaus subtil – und erinnern an die Metapher vom Wolf im Schafspelz.
Doch die Protagonisten des wohl zweitältesten Gewerbes der Menschheit sind eine aussterbende Spezies. Ihr vielfältiges Geschäftsmodell ist auf dem Weg ein Opfer des globalen Internets zu werden, das jedem User die unmittelbare Einsicht in alle Glaubenswelten erlaubt – was offenbaren dürfte: Religionen sind obskure Lügengebäude, die sich gegenseitig ad absurdum führen. Es wird deutlich: Die verschiedenen Glaubenslehren basieren auf vernunftwidrigen Phantasien, die nur krankem Geist entstammen können.