Gottfried Wilhelm Leibniz: Sämtliche Schriften und Briefe. Allgemeiner… / Mai – Dezember 1697
Wolfgang Bungies, Sabine Sellschopp, Gerda Utermöhlen
Das Ende des Pfälzischen Krieges hat dem Deutschen Reich und besonders den Protestanten große Zugeständnisse abverlangt, weshalb Leibniz beginnt, auf eine Stärkung des europäischen Protestantismus hinzuwirken und Wege vorzubereiten, die zur Union zwischen den Lutheranern und Reformierten führen könnten. Ein Gedankenaustausch zwischen den Theologen der Landesuniversität Helmstedt und des Berliner Hofes wird eingeleitet. Angesichts der Krankheit des hannoverschen Kurfürsten, bei dessen Ableben das Fürstentum Osnabrück an einen katholischen Regenten fallen wird, entwirft Leibniz Denkschriften zur Absicherung der zukünftigen braunschweig-lüneburgischen Rechte an Osnabrück. Politische Hoffnungen gründen sich auf den Erwerb der polnischen Krone durch August den Starken; vor allem aber ist es die Reise Peters des Großen durch Westeuropa, die die Aufmerksamkeit Leibnizens und seiner Briefpartner fesselt. Er ist bemüht, Kontakte zu Mitgliedern der russischen Gesandtschaft anzuknüpfen. Hinzu kommt die Korrespondenz mit dem Jesuiten J. Bouvet, der sich Leibniz vor seiner Abreise nach China als Kundschafter anbietet und für den Leibniz in seinem Korrespondentenkreis Fragen aus den verschiedensten Wissensgebieten zusammenträgt. Auch die Debatte um den Quietismus, die zwischen Fénelon und Bossuet ausgetragen wird, spiegelt sich in Leibnizens Korrespondenz wider, wobei es ihm besonders um die Definition der „reinen“ interesselosen Liebe geht.