Grammatik der Multitude
Mit einem Anhang: Die Engel und der General Intellect
Klaus Neundlinger, Paolo Virno
Die Grammatik der Multitude bezieht sich auf die spinozistischen Figur der multitudo. Virno beschreibt die Verdrängung dieses Begriffs durch den des ‚Volks‘ im 17. Jahrhundert. Die multitudo wurde im Laufe dieser Entwicklung immer mehr zum Synonym für das ungeordnete, wilde und gemeine Außen des Staatsvolks.
Erst in der heutigen postfordistischen Lage, in der sich eine hinterhältige Form von ‚Kommunismus des Kapitals‘ breit macht, wird die multitudo wieder zu einer Eigenschaft des gesellschaftlichen Systems und setzt sich als Phänomen und Begriff ihrerseits gegen das (Staats-)Volk durch. Die Multitude konstituiert eine ’nicht-staatliche Öffentlichkeit‘, aus der mannigfache Formen der Selbstbestimmung und -organisation hervorgehen können, die aber auch als Quelle schrankenloser Angst eine tiefe Ambivalenz in sich birgt.
In ‚Die Engel und der General Intellect‘ untersucht Virno das sich daran anschließende Problem der Individuation anhand der Texte von Duns Scotus und Gilbert Simondon.