Grenzgänger des Rock
Dean Reed, Udo Lindenberg und die DDR-Kulturpolitik
Anne Martin
Gleich, ob „Staatsrocker“, Oppositioneller mit progressiven Texten oder aber leidenschaftlicher Jeansträger, der die langen Haare rhythmisch zum Riff der E-Gitarre fliegen ließ: Wer sich in der DDR zur Rockmusik bekannte, sah sich mit Vorurteilen, Misstrauen und mit dem Vorwurf der feindlichen Unterwanderung des Sozialismus konfrontiert. Rockmusik hatte einzig dem Staat zu dienen. Tat sie es nicht, war sie als „vom Klassengegner gesteuerte Konterrevolution“ zu verhindern. Es musste also schleunigst jemand her, der die wachsende Panik im SED-Politbüro und den Niedergang der Arbeiterklasse durch Rockmusik aus dem Wesen aufzuhalten und die Masse mit sich reißen vermochte.