Groß-Gerau II: Die römischen Töpfereien von Groß-Gerau, „Auf Esch“
Archäologische und archäometrische Untersuchungen zur Keramikproduktion im Kastellvicus
Markus Helfert
Kurz nach der Gründung des römischen Kastells in der heutigen Flur Groß-Gerau, „Auf Esch“, um 75 n. Chr. entstand in dessen unmittelbarem Umfeld ein Vicus. Dort wohnten nicht nur Angehörige der Soldaten, sondern auch Händler und Handwerker betrieben in der bis zum Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. florierenden Siedlung ihre Geschäfte. In der durch das römische Militär geprägten Zeit des Vicus entstanden zwischen ca. 75 und 95 n. Chr. insgesamt drei Töpfereien. Bis ins erste Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. übernahmen die wahrscheinlich aus der Provinz Niedergermanien stammenden Töpferfamilien die Versorgung der Truppe und der Zivilbevölkerung mit Keramikprodukten. Gemeinsam mit der Truppe verließen sie den Militärstandort um 120 n. Chr. womit dieses spezialisierte Handwerk hier sein Ende fand.
Mit der Untersuchung der zu den Töpfereien gehörenden Befunde und Funde aus den Ausgrabungen der Goethe-Universität Frankfurt/M. und des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen in den Jahren 1998 und 1999 gelingen detaillierte Einblicke in das archäologisch mit am besten überlieferte Handwerk am Ort. In enger Verknüpfung mit naturwissenschaftlichen Analysemethoden werden über die geochemischen Charakteristika neue Erkenntnisse zu den Herstellungsprozessen der verschiedenen Keramikerzeugnisse gewonnen.