Gyges und sein Ring
Eine Tragödie in fünf Aufzügen
Friedrich Hebbel
Der Grieche Gyges schenkt seinem Freund Kandaules, dem König von Lydien, einen unsichtbar machenden Ring. Um seinem Freund die Schönheit seiner Gattin Rhodope zu beweisen, drängt Kandaules Gyges so lange, bis dieser ihn unsichtbar in das Schlafgemach seines Sohnes begleitet. Doch für Rhodope, eine indische Königstochter, gilt dies als Verstoss gegen eine heilige Sitte. Als sie schliesslich davon erfährt, dass Gyges nicht nur heimlich, sondern auf Wunsch ihres Gatten hin in ihrem Schlafgemach war, fordert sie Gyges auf, Kandaules im Zweikampf zu töten. Nach dem Tod des Königs wird Gyges zu dessen Nachfolger ernannt und heiratet Rhodope. Doch um das Gesetz der absoluten Reinheit nicht zu brechen, nimmt sich Rhodope das Leben. ,Wie Goethe in seinem Drama „Iphigenie auf Tauris“, so wählte auch Hebbel für seine 1856 erschienene, aber erst 1889 uraufgeführte Tragödie einen Stoff aus der Antike. Anregungen zu „Gyges und sein Ring“ erhielt Hebbel durch die archaische Geschichtsschreibung Herodots und Überlieferungen Platons und Ciceros. Das Drama zeichnet sich durch die präzise Darstellung des psychologischen Konflikts zwischen Moral und Freundschaft aus, das sagenhafte antike Geschehen wird bei Hebbel zu einem inneren Gegensatz zwischen verinnerlichter Sittlichkeit und gesellschaftlichen Geschlechterrollen.
Neben Wort- und Sacherklärungen befinden sich im Anhang eine kurze Biographie Hebbels und interpretatorische Hinweise zum Werk.