Hafenkrankenhaus Hamburg
Polizeikrankenhaus Unfallchirurgie Gesundheitszentrum 1900 bis 1997
Dirk Lau
Um kaum ein anderes Krankenhaus ranken sich so viele Geschichten wie um das Hafenkrankenhaus
in Hamburg-St. Pauli. Im November 1900 eröffnet, gehörte es bis 1920 zur Polizeibehörde. Bis zu seiner
Schließung 1997 versorgte es Hafenarbeiter:innen und Seeleute ebenso wie die Menschen in den
Vierteln rund um die Reeperbahn. Internationales Ansehen erwarb sich die chirurgische Unfallklinik
nach 1945 unter den ärztlichen Leitern Henning Brütt, der sich an NS-Medizinverbrechen beteiligt hatte,
und Gerhard Küntscher, dem „Vater der Marknagelung“ und überzeugten Nationalsozialisten.
Der – letzlich erfolglose – Überlebenskampf des „sozialen Krankenhauses“ gegen eine auf Rentabilität
getrimmte Gesundheitspolitik begann in den 1970er-Jahren. Er mündete in einer breiten Protestbewegung
für die Sicherung medizinischer Grundversorgung im Stadtteil. Seit 1999 befindet sich auf dem einstigen
Hafenkrankenhausgelände das Gesundheitszentrum St. Pauli.
Diese erste quellenkritische Darstellung der Geschichte der Traditionsklinik am Elbpark schließt,
anschaulich geschrieben und reich bebildert, eine Lücke in der Hamburger Krankenhausgeschichte.
Vor dem Hintergrund der Sozialstruktur des Stadtteils St. Pauli vermittelt sie zudem ein lebendiges Bild vom
Alltag im Hafenkrankenhaus und von den Menschen, die dort Hilfe fanden.