Handbuch der Sentenzen und Sprichwörter im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts / Artusromane nach 1230, Gralromane, Tristanromane
Heike Bismark, Jan Hallmann, Daniela Riegermann, Kerstin Rüther, Manuela Schotte, Tomas Tomasek
Dieses Kompendium dokumentiert erstmals vollständig und methodisch reflektiert die Sentenzen und Sprichwörter in den deutschen Artus-, Gral- und Tristanromanen des Mittelalters und erschließt damit eine wichtige, zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit aufgespannte kommunikativ-pragmatische Dimension der höfischen Versromane. In einem differenzierten Gesamtverzeichnis werden die Sentenzen in 21 Romanen aus einem Zeitraum von ca. 100 Jahren (ca. 1170-1300) gesammelt, im narrativen Kontext abgebildet, über eine Sinnparaphrase semantisch erläutert, durch den Nachweis von Parallelstellen im Sentenzen-Netzwerk des jeweiligen Werks verortet und mittels Belegen aus der Bibel und der lateinischen bzw. volkssprachlichen Literatur des Mittelalters in die zugehörige Anwendungstradition eingeordnet. Das Kompendium fundiert damit nicht nur die Theorie der mediävistischen Sentenzen- und Sprichwörterforschung neu, sondern rekonstruiert über die Abbildung der einzelnen Belege hinaus werkimmanente ‚Sentenzen-Netzwerke‘, die interpretatorisch von großer Bedeutung sind und aufzeigen, wie sehr im hohen Mittelalter schriftliterarische Erzählhandlungen von mündlich vermittelten Wertmaßstäben und allgemeinem ‚Weltwissen‘ durchzogen sind. Die narrativ eingebetteten Sentenzen tragen maßgeblich zur Lenkung des Lesers und zur semantischen Aufladung der Handlungselemente bei, indem sie allgemein akzeptiertes Orientierungswissen in die fiktionalen Texte integrieren und diese damit kausal bzw. ethisch autorisieren. Durch die tabellarische Dokumentation des Materials geraten hier erstmals die Quantität, aber auch die kommunikativen Leistungen der in die Romane eingearbeiteten Sentenzen systematisch in den Blick. Das Werk berücksichtigt die neueste Forschung zur Sprichwortforschung und ist ein wichtiges Hilfsmittel sowohl für die Erforschung der berücksichtigten einzelnen Romane als auch der Poetik der epischen Literatur des Mittelalters im Ganzen. Neben dem eigentlichen Tabellenwerk stellt die ausführliche Einleitung die methodischen Grundlagen des Handbuchs sowie den gattungsgeschichtlichen und textpragmatischen Erkenntniswert des dokumentierten Textkorpus dar. Das aus einem DFG-Projekt hervorgegangene Kompendium ist eine Gemeinschaftsleistung der Universitäten Bochum und Münster.