Handelsstoffe
Grundzüge des europäisch-westafrikanischen Handels vor der Industriellen Revolution am Beispiel der Textilien
Beatrix Heintze, Karl-Heinz Kohl, Andrea Reikat
Untersuchungen zu den vorkolonialen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Europa und Westafrika konzentrierten sich bislang vorrangig auf deren spektakulärsten Teil: den Export von Sklaven. Andere Aspekte traten demgegenüber in den Hintergrund. Nur selten wurde nach den Waren gefragt, die im Austausch für die Sklaven nach Westafrika gelangten. Mit der Gegenseitigkeit der Handelsbeziehungen wurden aber auch die westafrikanischen Interessen an diesem Austausch weitgehend vernachlässigt. Die Hälfte der von Europa nach Westafrika verbrachten Güter waren Textilien. Damit stellten sie für diese Seite des transatlantischen Handels die bei weitem wichtigste Warengruppe dar.
In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Stoffe an welchen Teilen der afrikanischen Küste verkauft wurden und wie sich Angebot und Nachfrage vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts veränderten. Die zeitlich aufeinanderfolgenden westafrikanischen Handelsaktivitäten der Portugiesen, Niederländer und Engländer werden einander gegenübergestellt. Anhand der Darstellung des Textilhandels werden allgemeinere Grundstrukturen des europäisch-afrikanischen Handels aufgezeigt.
Eingebettet ist dieser Teil in eine vergleichende Untersuchung der wirtschaftlichen Situation beider Handelsregionen vor und nach der Sklavenhandelszeit: Verglichen werden so das afrikanische und das (vorindustrielle) europäische Textilhandwerk, wobei letzteres im Zusammenhang mit der Entwicklung des von Europa ausgehenden Fernhandels in der Frühen Neuzeit untersucht wird. Abschließend werden die Austauschbeziehungen in ihrer weltwirtschaftlichen Einbindung sowie mit ihren Folgen für die jeweiligen Regionen diskutiert. Ein ausführliches Glossar mit Namen und Beschreibung europäischer, afrikanischer und indischer Textilien ist der Arbeit angefügt.