Handschriftliche Sprachproduktion
Sprachstrukturelle und ontogenetische Aspekte
Guido Nottbusch
Die Aufzeichnung des zeitlich-dynamischen Verlaufs der Wortschreibung erweitert aktuelle psycho- und neurolinguistische Modelle der schriftlichen Wortproduktion um den Prozessaspekt und trägt in erheblichem Umfang dazu bei, Rückschlüsse auf die beteiligten kognitiven Prozesse sowie deren Ablauf und Interaktion zu ziehen. Die Grundannahme ist, dass sich besondere Belastungen (z.B. durch orthographische Schwierigkeiten) im zeitlichen Verlauf niederschlagen und dadurch identifiziert werden können. Um diese Störungen zu erkennen, muss zunächst bekannt sein, wodurch sich der automatisierte Schreibprozess auszeichnet. Daher stützt sich die Analyse und Interpretation der Daten in dieser Untersuchung auf eine umfangreiche Darstellung der kinematischen und neurolinguistischen Grundlagen. Die entwickelte Methode wird auf Schreibungen einzelner Wörter durch Kinder im mittleren Schulalter angewendet. Durch die Zusammenführung der Verhaltensdaten mit den sprachlichen Eigenschaften der geschriebenen Wörter konnte das implizite Regelwissen der Kinder überprüft werden. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Dehnung und Schärfung.