Hans Meid und seine Schüler – Traum und Wirklichkeit
Felix Nussbaum, Rudi Lesser, Gunter Böhmer
Hans Meid (1883 Pforzheim – 1957 Ludwigsburg) zählt zu den bedeutendsten Vertretern der impressionistischen Graphik und Buchillustration. Seit 1919 war er Professor an der Berliner Hochschule für bildende Künste, die 1924 in den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst aufging. 1934 übernahm er dort die Leitung des Meisterateliers für Graphik. Felix Nussbaum, Rudi Lesser und Gunter Böhmer zählten zu Meids herausragenden Schülern und waren ihrem Lehrer in ihrer künstlerischen Entwicklung in besonderer Weise verbunden. Alle drei verließen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Deutschland. Felix Nussbaum (1904 Osnabrück – 1944 Auschwitz) und Rudi Lesser (1901 Berlin – 1988 Berlin), beide jüdischer Herkunft, gingen ins Exil. Während Nussbaum in Brüssel untertauchte, dort im Juni 1944 entdeckt, nach Auschwitz deportiert und umgebracht wurde, überlebte Lesser in Schweden und kehrte 1956 nach einem zehnjährigen Aufenthalt in den USA nach Deutschland zurück. Gunter Böhmer (1911 Dresden – 1986 Lugano) reiste 1933 auf Einladung von Hermann Hesse nach Montagnola ins Tessin, wo er sich aufgrund der politischen Entwicklung in Deutschland dauerhaft niederließ. Der zeitlose und unpolitische Charakter von Meids Bildwelten steht im Gegensatz zum selbstreflektiven, kritisch zeitbezogenen Werk seiner drei Schüler. Vordergründig betrachtet hat ihr Schaffen nichts mit dem ihres Lehrers zu tun, ja steht diesem in Themenwahl, Stil und Atmosphäre oft geradezu entgegen. Tatsächlich vermied Meid jede Einflussnahme und betonte, dass er niemals die Persönlichkeit eines seiner Schüler „vergewaltigt, seinen Stil verdorben, oder ihm die herrschende Tagesrichtung aufgepfropft“ hätte. In der Gegenüberstellung der Graphiken von Hans Meid und seinen Schülern tritt sowohl das Gegensätzliche als auch das Verbindende zwischen „Traum und Wirklichkeit“ hervor. Zugleich gewinnt man Einblick in das Werk von vier höchst unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten, deren Schaffen sich der Einordnung unter die gängigen „Ismen“ entzieht.