Heiliggeistkirche und Burgerspital in Bern
Jan Straub
Den spektakulären Auftakt zum Weltkulturerbe Bern bilden zwei Barockbauwerke von herausragender Bedeutung: die Heiliggeistkirche und das Burgerspital. Ihr gemeinsamer Ursprung liegt im hochmittelalterlichen Heiliggeistspital, der ersten Wohlfahrtsinstitution der noch jungen Stadt. Der Neubau des unansehnlich gewordenen Komplexes wurde Anfang des 18. Jahrhunderts im grossen Stil geplant, zog sich aber letztlich über fast 30 Jahre hin und endete völlig anders als gedacht: Entgegen der anfänglichen Absicht wurden Spitalkirche und zugehöriger Spitaltrakt zwischen 1725 und 1740 schlussendlich separat errichtet. Dabei entwickelte sich die ehemalige Armenkirche im Laufe der Bauzeit zu einem Prestigebau, der die konfessionsspezifische Zurückhaltung einer reformierten Kirche weit hinter sich lässt und europaweit zu den prachtvollsten, auch eigenständigsten Ausformungen eines calvinistisch beeinflussten Predigtsaals gehört. In ähnlicher Weise wurde das Burgerspital zu einem veritablen Palast für die Armen und zum grössten und künstlerisch wichtigsten Spitalbau der alten Eidgenossenschaft. Die auffallend anspruchsvolle Gestaltung der beiden Bauten, ungewöhnlich in einem traditionell reformierten Gebiet, erklärt sich aus der privilegierten Lage am Stadteingang, vor allem aber aus dem charakteristischen Repräsentationsbedürfnis Berns, des damals mächtigsten Stadtstaates nördlich der Alpen. Beide Institutionen, Burgerspital und Heiliggeistkirche, kommen noch immer ihrer ursprünglichen Aufgabe nach und kümmern sich um das leibliche und spirituelle Wohl von Menschen, die Unterstützung benötigen.