Heiligkeit und Gemeinschaft
Studien zur Rezeption spätantiker Asketenlegenden im 'Väterbuch'
Johannes Traulsen
Die monastisch-asketische Literatur ist in ihrer Breite von der germanistischen Mediävistik wenig beachtet worden. Zwar sind etwa Hartmanns von Aue Gregorius oder Konrads von Würzburg Alexius in der Forschung häufig diskutierte Texte, doch spielen die literarischen Traditionen, aus denen diese Texte hervorgingen, nur selten eine Rolle. Das Buch „Heiligkeit und Gemeinschaft“ stellt anhand des mitteldeutschen Väterbuchs (spätes 13. Jh.) die Tradition der Wüstenväterliteratur (Vitaspatrum) und die Transformationen dar, welche die Texte von der Spätantike zum Mittelalter und vom Latein zur Volkssprache durchlaufen. Wie seine lat. Vorlagen ist das Väterbuch ein disparates Werk, das in sich unterschiedliche literarische Formen vereinigt. Die Untersuchung widmet sich in je eigenen Kapiteln den Viten, Reiseberichten, Sprüchen und Legenden im Väterbuch. Sie stützt sich dabei auf die jüngere Legendenforschung und arbeitet heraus, wie zentral für die Heiligkeitsentwürfe im Väterbuch das Paradigma der Gemeinschaft ist. Damit schließt die Untersuchung nicht nur eine Lücke in der altgermanistischen Forschung, sondern ergänzt zugleich die Legendenforschung und die Diskussion um die Literatur des Deutschen Ordens um einen wesentlichen Aspekt.