Heilsplan und Gedächtnis
Zur Mnemologie des 16. Jahrhunderts in Italien
Barbara Keller-dall'Asta
Die Zeit der Pionierarbeiten zu den Gedächtniskünsten ist vorbei. In der vorliegenden Studie wird ein fest umrissenes Corpus mnemonischer Traktatliteratur aus Italien im Rahmen der Weisheitsphilosophie des 16. Jahrhunderts neu lesbar: Wie Gedächtnislehren in Spekulationen über einen verborgenen göttlichen Heilsplan münden, kann im Zuge der Präsentation der Plutosofia Filippo Gesualdos (1592), des Thesaurus artificiosae memoriae des Cosmas Rossellius (1579) und der Idea del theatro des Giulio Camillo (1550) nachvollzogen werden. Die interdisziplinäre und quellenorientierte Anlage der Arbeit ermöglicht eine differenzierte Darstellung des Problems der poetischen Invention und führt auf dem Hintergrund schöpfungstheologischer Annahmen zur Frage nach der Abgrenzung religiöser Kulturen.