Hier wird’s Ereignis
Kritische Ästhetik zwischen künstlerischer Praxis und Forschung mit der Kunst
Otto Kolleritsch
Musik ist weit mehr als die flüchtigste aller Künste, als die sie lange Zeit gehandelt worden ist; mehr auch als nur klanggewordene Philosophie. Otto Kolleritsch, vielfach wiedergewählter Rektor der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, widmet dieser „Idee dahinter“ die vorliegende Publikation, die weit über eine bloße Dokumentation einer bedeutenden österreichischen Bildungsinstitution an der Schnittstelle zwischen Ost und West im europäischen Raum hinausgeht: Gebündelt durch das Brennglas der Kunst und in untrennbar symbiotischer Einheit mit der Forschung mag eine Form von Erkenntnisgewinn ermöglicht werden, die allein mit wissenschaftspuristischem Konservativismus unerreichbar wäre. Da, wo die „Idee“ zur Wirklichkeit gerinnt und, wie etwa in Gestalt der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, an Substanz gewinnt – nicht bloßer Elfenbeinturm weltfremder Kunstausübung, sondern ein Ort der Praxis wie auch der Reflexion – liegt das Zentrum der Ausführungen des Autors. Es ist eine Reise, die letztlich niemals als abgeschlossen betrachtet werden darf – dorthin, wo die Kunst ihre Identität darin sieht, dem aus dem Schutz der Gesellschaft gefallenen „Nicht-Identischen“ (Adorno) beizustehen. Es ist das „Unzulängliche“ in dieser Welt, wie es Goethe in seiner großen „Faust“-Dichtung bezeichnet hat, dem es mit dem künstlerischen „Ereignis“ auf den Podien und Bühnen beizustehen gilt.