Hinter der Maske des Feldherrn
Szenische und charakterorientierte Aspekte zur Agamemnonfigur bei Aischylos, Sophokles und Euripides
Raimund Merker
Im Mittelpunkt dieser interdisziplinären Arbeit, als Beitrag zur neueren performanz- orientierten Tragödienforschung, steht die dramatische Figur des Agamemnon. Ausgehend von der Tatsache, dass wir aus dem überlieferten antiken Dramenmaterial samt seiner Ermangelung an Regieanweisungen nur cum grano salis tiefere Rückschlüsse auf das Wesen und den Charakter einer griechischen Tragödienfigur ziehen können, wird unter dem Aspekt einer heutigen und praxisorientierten Theaterarbeit der Versuch unternommen, den charakterlichen Wesenskern dieser vielschichtigen Figur sicht- und greifbarer zu machen, ohne die bestehenden altphilologischen und theaterwissenschaftlichen Erkenntnisse zum attischen Drama zu negieren. Aischylos’ Agamemnon-, Sophokles’ Aias- und Euripides’ Iphigenie auf Aulis-Tragödie dienen als dramatische Vorlagen, wobei neben dem analysierten szenischen Moment vorzugsweise die expliziten und impliziten Informationen fast aller Figuren einer Tragödie in die Interpretation des Agamemnonprofils mit einfließen.