Historische Aufführungspraxis und ihre Perspektiven
XXX. Wissenschaftliche Arbeitstagung, Michaelstein, 10. bis 12. Mai 2002
Ute Omonsky, Boje E Schmuhl
Die historische Aufführungspraxis war seit dem 18. Jahrhundert auf ihrem oft provokant wiederbelebenden Weg selbst traditionsbildend und rezeptionsprägend, repertoirebeeinflussend und repertoireerschließend, institutionsbegründend sowie marktregulierend wirksam. In ihrer praktischen Herausforderung gegenüber der gegenwärtigen traditionellen Interpretation hat sie sich weit bis in das Mittelalter und das 19. Jahrhundert hineinbegeben, führt diesen Prozess bereits in der Auseinandersetzung mit historischen Bedingungen und Aufführungsweisen am Anfang des 20. Jahrhunderts tendenziell fort und erschließt in Abwägung von Gemeinsamkeiten und Grenzen mit Neuer zeitgenössischer Musik auch Alte Musik als Gegenwartskunst.
Hervorgebracht hat die historische Aufführungspraxis eine wahrgenommene, bereichernde und angenommene Vielfalt in der Erschließung historischer Musik unter Berücksichtigung ihrer eigenen Bedingungen, die am Beginn des 21. Jahrhunderts durch die eingebrachte künstlerische Intention des Interpreten sowie das Nebeneinander oder konstruktive Miteinander von Wissenschaft, Praxis und Erfahrungswerten charakterisiert ist.
Die Entwicklung der historischen Aufführungspraxis zu reflektieren, aus Bestandsaufnahmen und der gegenwärtigen Situation auch Argumente zu ihrer Perspektive zu erwägen und kritisch zu diskutieren war das Anliegen der in diesem Band dokumentierten Konferenz.