Historische Landeskunde des Westmünsterlandes 4
Mit dem vorliegenden vierten Band unseres Jahrbuchs bleiben wir dem bewährten Prinzip treu, die vielfältigen historisch-landeskundlichen Aspekte unserer Grenzregion aufzusüpüren und für die heutigen Zeit nachvollziehbar zu machen, insbesondere auch für die jüngere Gemeration.
Ein solches Projekt braucht Unterstützer als Autoren, die wir auch für diese Ausgabe gefunden haben, zuallererst in den Referent*innen unserer Herbsttagung 2019 zum Thema „Kriegsende! Und dann? – Bewegte und bewegende Zeiten 1945-1955“; ihnen danken wir für Bereitschaft, ihre Vorträge für den Abdruck durchzusehen und zur Verfügung zu stellen. Es war wirklich eine bewegte Zeit: voller Zwänge – man denke bloß an die Millionen zwangsweise Geflüchteten, Vertriebenen, Deportierten.
So stellt unser Schwerpunktthema diesmal ein Panorama voller Schrecken, Hoffnung und Selbstbehauptung dar. Den Anfang macht Volker Jakob mit seinem kritischen „Rückblick auf eine schwere Zeit“.
Das betrifft zunächst die verfolgte und entwurzelte jüdische Bevölkerung Deutschlands und Europas mit ihrer Sehnsucht nach „Eretz Israel“ (Josef Niebur und Hermann Oechtering) einerseits und die wenigen Opfer der Nazi-Verfolgung, die selbst um Wiedergutmachung streiten konnten und wollten wie Erich Haas aus Borken (Hartmut Bringmann). Erinnert wird aber auch an die aus ihrer Heimat Vertriebenen im Osten des Deutschen Reiches, die im Westen eine neue Heimat finden sollten – und wollten (in den Beiträgen von Ingeborg Höting und Thomas Hacker).
Ein aktuelles Thema greifen wir mit dem Beitrag von Norbert Fasse (Stadtarchiv Borken) auf, der seinen Vortrag zum Jubiläum „50 Jahre kommunale Neugliederung: Der Zusammenschluss zur neuen Stadt Borken im Sommer 1969“ am 23. Juni 2019 im Borkener Rathaus ergänzt und vertieft hat.
Prämierte Arbeiten aus dem „Jugendgeschichtspreis Westmünsterland“ 2019 der GhL zeigen anerkennenswerte Leistungen gerade in der Erforschung der eigenen Familiengeschichte. In diesem Jahr sind vertreten Josef Tewinkel (Rhedebrügge/Borken) mit seiner quellengestützten Arbeit über einen Vorfahr als Offizier im Zweiter Weltkrieg und Marlene Remberg (Rheine) mit ihrer Forschungsarbeit über Auswanderung ihrer Vorfahren aus dem Raum Bocholt in die USA. Olivia Wielers und Wiebke Ostendorf (Vreden) haben mit dem Kriegerverein Vreden eine exemplarische soziale, kulturelle und teilweise auch politische Institution im Kaiserreich untersucht.
Wie in den ersten Jahren seines Erscheinens soll auch dieser Band des Jahrbuchs in seiner thematischen Breite die Entwicklungen wie auch die Lebensverhältnisse und -erfahrungen in der Region Westmünsterland verdeutlichen.