Historisches Lernen in der Grundschule und in der Sekundarstufe I
Kompetenzen, Methoden, Medien und Szenarien
Hans Toman
Die gegenwärtige Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern ist sehr stark von einer geschichtsgesättigten Umwelt durchzogen. Die Gespräche mit den Großeltern, die mittelalterlichen Märkte und Museumsbesuche, die historischen Situationen und Filme in den Medien und vieles mehr erweitern ihre historisch-orientierten Erfahrungen. Die Kinder und Jugendliche stellen sich hierbei vermehrt die Frage nach dem ,Früher‘ und der diesbezüglichen Thematisierung im Unterricht. Die Schülerinnen und Schüler wünschen eine gezielte und strukturierte Begegnung mit Geschichte. Historische Abläufe besitzen in der heutigen Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Sie präsentierten vielfältige Möglichkeiten des menschlichen Lebens, Denkens und Handelns und ermöglichen eine reflexive Auseinandersetzung mit der eigenen Gegenwart.
Die wichtigste Zielsetzung des historischen Lernens beinhaltet die Förderung und die Erweiterung der Kompetenz, welche für das historische Denken verantwortlich ist, um dadurch ein nachhaltiges und reflektierendes Geschichtsbewusstsein zu entwickeln. Der Umgang mit Geschichte erfordert daher eine Reihe von historisch-orientierten Kompetenzen. Dazu gehören die auf das historische Lernen bezogenen Frage-, Sach-, Methoden- und Medien- sowie die Narrations- und Orientierungskompetenzen. Um einen aktiven, produktiven und handlungsorientierten Projektunterricht zielgerichtet zu planen, durchzuführen und zu reflektieren, ist es wichtig, dass die Lehrperson über möglichst viele Informationen über dieses Kompetenz-Spektrum sowie über die diesbezüglichen Einstellungen und Verhaltensweisen der Schülerinnen und Schüler verfügt.
Ein Schwerpunkthema stellt der Versuch der Beschreibung des Terminus ,Kompetenz‘ dar, bezogen auf die Lehrperson und die Lernenden. Der Kompetenzbegriff geht hierbei weit über den kognitiven Bereich hinaus und umfasst auch Handlungskompetenzen, welche die individuellen Orientierungen sowie persönliche Einstellungen und Erwartungen einschließen. Kompetenz stellt im Grundsatz die Verbindung von Motivation und Einstellung sowie von Wissen und Können im Handlungsvollzug her.
Dieses Buch stellt eine Aufarbeitung der Facetten des historischen Lernens innerhalb den Rahmenbedingungen der Grundschule und der Sekundarstufe I mit einer sehr starken Praxisorientierung dar. Dieser Band dient daher auch als unterrichtsrelevanter Praxisbegleiter sowie als eine Übersicht der Möglichkeiten für eine realitätsnahe und handlungsorientierte Projektarbeit aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler.
Die Publikation ist eine diesbezügliche Bestandsaufnahme aus der pädagogischen Perspektive zur Unterstützung des schulischen Unterrichts. Diese Schrift arbeitet theoretische Grundbegriffe auf und hält praxisbezogene Hinweise und Anregungen für Lehrpersonen bereit, die sich der Herausforderung stellen, historisches Lernen im handlungsorientierten Projektunterricht zu planen, durchzuführen, zu realisieren und zu reflektieren. Das Buch richtet sich daher an alle berufserfahrenen Lehrpersonen der Schule, aber auch an Studierende der verschiedenen Lehrämter, an Historiker sowie an Schulleitungen und interessierte Eltern.