Hofmannsthals Anverwandlung antiker Stoffe
Kristin Uhlig
Die Auseinandersetzung mit dem antiken Mythos durchzieht das gesamte Schaffen des österreichischen Dichters Hugo von Hofmannsthal. Auf je unterschiedliche Weise begegnen seine Dramen und Libretti vor mythologischem Hintergrund dem ausgeprägten Krisengefühl der Jahrhundertwende. Der Rückgriff auf antike Stoffe erweist sich als Versuch, den eigenen Standort im Spannungsfeld von Tradition und Moderne immer wieder neu zu bestimmen. Die vorliegende Studie untersucht Kontinuität und Wandel des Hofmannsthalschen Antikenbildes und seiner Funktion im Bühnenwerk des Dichters. Zunächst vorrangig Spiegel zeitgenössischer Identitäts- und Bewußtseinsproblematik, verbürgt der griechische Mythos in den späten Operndichtungen Harmonie und Synthese jenseits modernen Orientierungsverlustes. In exemplarischen Einzelanalysen werden die zentralen Stationen dieses Entwicklungsganges aufgezeigt und im geistigen Horizont in seiner Zeit verortet.