Hybridität und Spiel
Der europäische Liebes- und Abenteuerroman von der Antike zur Frühen Neuzeit
Martin Baisch, Jutta Eming
Anlass und Gegenstand des Bandes ist der Versuch einer vorläufigen Bilanz: Seit etwa Mitte der 1980er Jahre ist die Forschung zum Liebes- und Abenteuerroman, einer von der hellenistischen Antike bis in die Frühe Neuzeit höchst populären, von den Philologien jedoch lange vernachlässigten Gattung, weit voran geschritten. Bislang wurde die Arbeit angrenzender Disziplinen allerdings nur vereinzelt zur Kenntnis genommen. Deshalb werden erstmals Fragestellungen, methodische Ansätze und Probleme der Forschung auf internationaler und interdisziplinärer Basis zusammen geführt, die Breite und Kontinuität der europäischen Überlieferung zum Gegenstand gemacht und es wird versucht, Perspektiven künftiger Forschung zu bestimmen. Aus den Beiträgen geht hervor, dass inzwischen ausreichend literatur- und kulturwissenschaftliche Paradigmen zur Verfügung stehen, welche über das basale Erzählschema der Trennung und Vereinigung eines Liebespaares hinaus gattungshafte Konstituenten erfassen können. Dazu gehören neben narratologischen Methoden und Theorien zu Raum- und Zeitkonstruktionen auch emotionsgeschichtliche Ansätze. Die Vielfalt der europäischen Filiationen bis ins 18. Jahrhundert hinein wird ebenso exemplarisch wie Verbindungen zwischen mittelalterlichen Vertretern, antiken Modellen und byzantinischer Überlieferung. Der Band vermittelt damit einen repräsentativen Einblick in eine überwältigend umfang- und aspektreiche Gattungsgeschichte, durch die weitere Forschungen angeregt werden können. Während mit ‚Hybridität‘ ein mittlerweile etablierter Begriff für die genretypische Mischung aus Gattungs- und Erzählmustern im Titel genannt ist, verweist das Konzept des ästhetischen ‚Spiels‘ auf die kreativen Potentiale der Gattung, die es vielfach erst noch zu erschließen gilt.