Ich bin eine Blume zu Saron
Motette zum Hohen Lied der Liebe
Jürgen Kandziora, Matthias O. Schneider
Die anonyme Handschrift „Ich bin eine Blume zu Saron“ ist in der Landesbibliothek Kassel unter der Signatur 2° Ms. Mus. 58b überliefert. Sie stammt aus dem Bestand der Kasseler Hofkapelle und wird als Mappe in einer Kassette zusammen mit anderen Hohelied-Kompositionen (58a-p) aufbewahrt. Von dieser Sammlung wird gemutmaßt, sie sei „zur Hochzeit von Charlotte von Hessen mit Karl Ludwig von der Pfalz am 22. Februar 1650 benutzt worden. Diese Hochzeit wurde mit großem Aufwand in Kassel gefeiert“ (Clytus Gottwald: Manuscripta Musica, Wiesbaden 1997, S. 193). Auch das Wasserzeichen belegt dieses Datum. Obwohl der Komponist nicht bekannt ist, gehört diese konzertierende Motette unter den vielen Hoheliedvertonungen im Kasseler Bestand zu den bedeutendsten dieser Gattung. Sie steht mit ihrer devisenhaften Eröffnung und vielen anderen Merkmalen stilistisch eher der Kantate nahe. Der Komponist lässt sich durch die bildhafte Sprache zu vielen Andeutungen anregen.