Identität und Authentizität von Kirchen im „globalen Dorf“
Annäherung von Ost und West durch gemeinsame Ziele?
Dietmar Schön
Die östlichen Kirchen haben wie die römisch-katholische Kirche im Westen markante Identitäten entwickelt. Das II. Vatikanische Konzil erkannte, dass sie dennoch, wenn auch auf verschiedene Weise, hin zur einen, sichtbaren Kirche Gottes streben.
Diese hoffnungsvolle Sicht des Konzils stößt in jüngster Zeit auf Widerspruch. Um Identität und Authentizität zu verteidigen, wird von manchen eine Abgrenzung zu anderen Kirchen propagiert, selbst unter bewusstem Ausblenden weitgehender Gemeinsamkeiten. Aber: Kann kirchliche Identität und Authentizität überhaupt durch Abgrenzung gesichert werden? Wie verhält sich der Rückzug in ein „kirchliches Binnenklima“ zum Verkündigungsauftrag Jesu und zur kirchlichen Sendung? Sprechen die Zeichen der Zeit nicht eher für eine Zusammenarbeit der Kirchen von Ost und West, in welche die jeweilige Identität zum Nutzen gemeinsamer Ziele eingebracht wird?
Auf der Suche nach Antworten lohnt es, theologische Ansätze mit den Einsichten anderer Fachgebiete in Kontakt zu bringen. Ein solcher Austausch zeigt Möglichkeiten zu einer neuen zwischenkirchlichen Umgangsweise auf, die den Reichtum der jeweiligen kirchlichen Identität im Zeitalter von Globalisierung und Säkularisierung fruchtbar macht.