Ignaz Weitenauers neulateinische Tragödie „Annibal moriens“
Ausgabe, Übersetzung und Interpretation
Stefanie Paul
Mit der Tragödie ‚Annibal moriens‘ des Jesuiten Ignaz Weitenauer wird exemplarisch eine noch kaum beachtete Ausprägung der lateinischen Dramatik Gegenstand der Untersuchung: Antikenrezeption im neulateinischen Trauerspiel auf der Jesuitenbühne. Der Jesuit Ignaz Weitenauer veröffentlichte 1758 in Innsbruck eine Tragödiensammlung, darunter ‚Annibal moriens‘. Darin setzt er den Tod des karthagischen Feldherrn dramatisch um. Die Handlung umfasst dessen letzten Lebenstag im Jahr 182 v. Chr. und spielt in der bithynischen Hauptstadt Nicomedia, wohin der Karthager nach seiner Verbannung aus Karthago und mehreren anderen Stationen in Kleinasien geflohen war. Weitenauer orientiert sich dabei an den Vorgaben der antiken Historiker, setzt aber in der Struktur des dargestellten Geschehens auch eigene, unhistorische Akzente. Nach einer leserfreundlichen Edition mit gegenübergestellter Prosaübersetzung ins Deutsche wird das Stück ausführlich interpretiert, wobei besonderer Wert darauf gelegt wird, wie der Autor die antike Literatur inhaltlich und sprachlich rezipiert. Die Untersuchung erschließt die Tragödie aus der Sicht der klassischen Philologie, soll aber auch zu weitergehender Forschung am neulateinischen Drama anregen.