IKARUS
Lebensschnitzel eines militanten Pazifisten aus drei Ismen
Karl-Heinz Otto
Mit seiner Autobiografie Ikarus ist dem Potsdamer Schriftsteller Karl-Heinz Otto ein Stück Prosa gelungen, welches über das gewöhnliche chronologische Abschildern des eigenen Lebens weit hinausführt. In seinen spannenden und nachdenklich machenden Geschichten bezieht er den Leser in seine Beobachtungen und Gedanken ein, indem er dessen Anteilnahme erheischt und ehrlich sagt, was ihn bedrückt oder fröhlich stimmt, was er schätzt und was er verachtet. In seiner Lebensbilanz schaut der militante Pazifist auf drei unterschiedliche Zeitalter zurück, die er Ismen nennt und aus der Sicht des humanistischen Philosophen schonungslos würdigt. Dabei blickt er auf ein ereignisreiches Leben zurück. Nach dem Abitur, das er 1956 behütet im Windischleubaer Münchhausen-Schloss ablegt, platzt sein Architekten-Traum. Allein der Notwendigkeit folgend, zieht er die Uniform an und durchläuft eine Offizierskarriere, die ihn bis in die Königsebene der NVA trägt. Mit 45 Jahren setzt er sich noch einmal auf die Schulbank, um am Leipziger Becher-Institut Literatur zu studieren und endlich als freischaffender Schriftsteller ein erfülltes Leben führen zu können. Durch den Mauerfall der Existenz beraubt, stürzt er in ein Loch. Aber er gibt nicht auf. Schließlich hat ihn Konfuzius gelehrt: Jede Niederlage birgt eine neue Chance in sich. Otto wagt die Flucht nach vorn, bewährt sich als Journalist und Dokumentarfilmer, bis er erneut seiner Berufung als Autor und Verleger folgt.