Im Garten der Gesundheit
Pflanzenbilder zwischen Natur, Kunst und Wissen in gedruckten Kräuterbüchern des 15. Jahrhunderts
Pia Rudolph
Erhard Reuwich hat mit den Illustrationen des »Gart der Gesundheit« die Verfahren und Konstruktion evidenter Bilder, die Naturbeobachtung wiedergeben und Wissen vermitteln sollen, auf entscheidende Weise geprägt, wenn er nicht sogar die naturwissenschaftliche Illustration der Frühen Neuzeit erfunden hat. Mit dem gedruckten Prachtband sollte 1485 die Tradition der antiken Kräuterbücher wiederbelebt werden. Diese besondere Stellung des »Gart der Gesundheit« steht im Gegensatz zu seiner wissenschaftlichen Bearbeitung, in der man das Augenmerk bislang auf die Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts richtete. Zwar wird er bisweilen als zentraler Ausgangspunkt für die illustrierten naturwissenschaftlichen Werke der Frühen Neuzeit begriffen, dennoch ist eine ausführliche Analyse dieses »Initialbuchs« als zentraler Bestandteil der Wissenschaftsgeschichte sowie seiner Abbildungen bislang ausgeblieben. Neben den Bildern wird das Buch in seiner Gesamtheit analysiert, wobei sämtliche Akteure, also Drucker, Autor, Auftraggeber, Künstler, und auch mögliche Rezipienten berücksichtigt werden. Das illustrierte Kräuterbuch brachte spezielle Herausforderungen mit sich, da hier in Bild und Text die Versuche zusammenkommen, die Gestalt der Pflanzen systematisch zu erfassen.