Im Spannungsfeld von Wollen, Sollen und Können
Brüsseler Agenturjournalisten als Nachrichtendienstleister
Hannah Lorenz
Brexit, Euro-Krise oder der Krümmungsgrad von Bananen – täglich kommen wir mit EU-Themen in Kontakt. Die wichtigste Informationsquelle hierfür sind journalistische Medien. Über die anonymen Nachrichtenschreiber aber, die Agenturen, ist nur wenig bekannt. Diese Arbeit widmet sich Brüsseler Agenturjournalisten und untersucht, wie diese Nachrichten über Europa auswählen und produzieren. Neben den journalistischen Praktiken liegt der Fokus darauf, welche Strukturen das Handeln der Nachrichtengroßhändler prägen. Dabei findet das Modell der Akteur-Struktur-Dynamiken von Schimank Anwendung. In 36 Interviews mit Journalisten von 27 nationalen und internationalen Agenturen kommt die Studie zu dem Schluss, dass der Brüsseler Mikrokosmos ein besonderes Arbeitsumfeld darstellt. Als Reaktion darauf haben EU-Korrespondenten vergleichbare Praktiken entwickelt. Es zeigt sich zudem, dass Brüsseler Agenturjournalisten als Agents of Europeanization zu einer Europäisierung von Öffentlichkeit beitragen.