Im Spiegel der »Meninas«
Velázquez über sich und Rubens
Reinhard Liess
Das Gemälde »Las Meninas« oder »Die Hoffräulein« im Museo del Prado zu Madrid gilt als das Hauptwerk des Diego Velázquez. Vom Spiegel der »Meninas« ist in einem gegenständlichen und einem übertragenen Sinn die Rede. Zum einen ist der an der Rückwand des Raums aufgehängte Spiegel gemeint, der das Doppelbildnis des spanischen Königs Philipps IV. und seiner Gemahlin Mariana von Österreich reflektiert. Zum anderen stellt das Gemälde als Ganzes einen ›Spiegel‹ dar, der mit dem berühmten Selbstbildnis des Malers ein umfassendes Bild auch seines Künstlertums wiedergibt. Auf den »Meninas« spricht Velázquez über sich selbst, aber auch über sein Verhältnis zu seinem künstlerischen ›Konkurrenten‹ Peter Paul Rubens, dessen Gemälde in Kopienform im Hintergrund des dargestellten Saales zu sehen sind. Wieso aber hat Velázquez sie bis zur Unkenntlichkeit verdunkelt? Die Analyse der »Meninas« führt zur Kritik bisheriger Interpretationen und zu einem neuen Verständnis der Malerei des Velázquez insgesamt.