Inhalte allgemeinbildenden Technologieunterrichts
Ein praxisgeleitetes, integratives Strukturmodell auf der Basis etablierter Lehrpläne und Standards
Michael Radermacher
Allgemeinbildender Technikunterricht muss, allen Appellen und Wünschen der Wirtschaft zum Trotz, immer wieder um seine fachliche Autonomie und Existenz kämpfen. Konkurrierende, vermeintlich inkompatible didaktische Ansätze in Deutschland haben dabei zu einer Vielzahl identifikationsarmer Fächer und Fachverbünde geführt. Insbesondere uneinheitliche, weitgehend willkürlich anmutende Inhalte haben die Etablierung eines eigenständigen, schulformübergreifenden Technologieunterrichts bis heute verhindert. Innovationsabhängige Industrienationen wie Deutschland und beispielsweise auch Japan sind jedoch existenziell auf den Nachwuchs kreativer, technisch interessierter und angemessen vorgebildeter Fachkräfte angewiesen. Diese Erkenntnis ist nicht neu, vielmehr führte sie vor rund vierzig Jahren zur Evolution des Werkens hin zum Technikunterricht. Mittlerweile hat sich die Situation sowohl unter bildungs- und wirtschaftspolitischen als auch unter demographischen Gesichtspunkten drastisch verschlechtert. Dieses Buch, das auf der Grundlage langjähriger Erfahrungen im Schulalltag sowie in der Lehreraus- und -fortbildung entstanden ist, eröffnet mit dem integrativen Strukturmodell einen praxisorientierten, konsensfähigen und kurzfristig realisierbaren Ansatz zur Lösung des Inhaltsdilemmas. Auf der Basis einer umfangreichen Metaanalyse deutscher, japanischer und amerikanische Lehrplandaten wurde ein dreidimensionales, integratives Strukturmodell der Inhalte allgemeinbildenden Technikunterrichts entwickelt, das konvergent die etablierten und bewährten Elemente auch konkurrierender Konzepte nutzt. Drei interdependent miteinander verknüpfte, aber eigenständige Sphären ernöglichen die systematische Trennung naturwissenschaftlicher, überfachlicher und technikspezifischer Inhalte. Auf der „Inhaltssphäre“ werden die allgemeinbildenden technischen Inhalte anhand von „Basiskategorien“ und „Technischen Handlungsweisen“ bzw. „Handlungsfeldern“ reproduzierbar verortet und dadurch national wie international auch kompetenzorientiert vergleichbar. Die „Naturwissenschaftliche Sphäre“ intendiert ebenso wie die „Soziokulturelle Perspektive“ föderale sowie internationale Schwerpunktsetzungen und spezifische, fachdidaktische Fokussierungen. Neben einem zusammenfassenden Einblick in die fachdidaktischen Strömungen und Diskussionen technikorientierter Unterrichtsfächer bietet das Buch den Praktikern umfangreiche Hilfen und Anleitungen zur Gestaltung zeitgemäßen Technikunterrichts. Die Modellkonformität wird dabei über eine tabellarischen Zuordnung bestehender Inhalte nachgewiesen und exemplarisch für den Bereich regenerativer Energien präzisiert. Zur Förderung der Akzeptanz im Sinne der Eingangsproblematik werden abschließend zeitnahe Realisierungskonsequenzen sowie die schulformübergreifenden Einführung des identifikationsfördernden, eigenständigen Schulfachs „Technologie“ angeregt.