Inklusiver Literaturunterricht jenseits von Disparitäten
Empirische Erkenntnisse und didaktische Schlussfolgerungen für das filmästhetische Lernen
Wiebke Dannecker
Inklusion als gesamtgesellschaftliche Realität stellt auch zehn Jahre nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) immer noch eine Entwicklungsaufgabe dar. Die Frage, wie das Lernen im inklusiven Literaturunterricht gestaltet werden muss, damit allen Schüler*innen kulturelle Teilhabe ermöglicht werden kann, stellt für Lehrkräfte in den Schulen, für die fachdidaktische Forschung und die Lehrer*innenbildung eine Herausforderung dar. Der Forschungsstand zur Gestaltung inklusiven Lernens im Literaturunterricht umfasst bislang vor allem theoretische Modellierungen. Auch der empirische Forschungsstand ist derzeit noch nicht überzeugend. In diesem Buch wird ein theoretisches Modell für das filmästhetische Lernen in heterogenen Lerngruppen entwickelt, das auf der Idee einer Critical Narrative Literacy fußt. Diese Überlegungen mündeten in einen konkreten Unterrichtsvorschlag, der in einer zehnten Gesamtschulklasse erprobt wurde. Dazu wurde ausgehend von der Idee des ‚Kerns der Sache‘ (Seitz 2014) ein binnendifferenzierendes Aufgabensetting entwickelt, das die Lernprozesse der Schüler*innen in inklusiven Lerngruppen in Bezug auf filmästhetische Verstehensprozesse fokussiert. Das Buch stellt einen Beitrag zur fachdidaktischen Diskussion und richtet sich zudem einerseits an Lehrer*innen, die ein Konzept für die Planung und Gestaltung von inklusivem Deutschunterricht suchen sowie an Fachleiter*innen, die im Studienseminar theoretische Grundlagen der Vermittlung in inklusiven Lerngruppen thematisieren wollen.