Institutionelle Sklaverei in Tempel und Palast in Südmesopotamien während der altbabylonischen Zeit (2000–1500 v. Chr.)
Christin Möllenbeck
In der vorliegenden Arbeit wird die Sklaverei in Südmesopotamien während der altbabylonischen Zeit (ca. 2000–1595 v. Chr.) im institutionellen Bereich von Tempel und Palast untersucht.
Die Forschungen zur Sklaverei nehmen innerhalb der Geschichtswissenschaften unter sozial-, geschichts- und wirtschaftswissenschaftlichen Aspekten seit Jahrzehnten eine bedeutende Rolle ein. Zwar wird Sklaverei dabei als globalhistorisches Phänomen betrachtet, dass zu jeder Zeit der Menschheitsgeschichte existiert hat, doch hinsichtlich der Sklaverei in den vormodernen Epochen konzentrierte sich die Forschung jedoch hauptsächlich auf die griechisch-römische Antike, obwohl das antike Mesopotamien zahlreiche Quellen zur Sklaverei, die bis zu den Anfängen der historischen Überlieferungen zurückreichen, liefert. Doch obwohl bereits Anfang des 20. Jh. erste Abhandlungen zur Sklaverei im Alten Orient entstanden, sind diese Studien – bis in die Gegenwart hinein – nur selten außerhalb der Altorientalistik wahrgenommen wurden.
Die Untersuchung basiert auf den relevanten Texten aus 16 Fundorten in Süd-, Mittel- und Nordbabylonien, wobei die folgenden vier Aspekte im Fokus stehen:
Der Erwerb von Sklaven: Die Ermittlung der Bezugsquellen der Sklaverei ist ein elementarer Bestandteil der Untersuchung. Hierbei wird zwischen dem Erwerb durch Ankauf, Kriegsgefangenschaft, Weihung und Anmietung unterschieden. Im Zuge des Erwerbs durch eine der genannten Möglichkeiten wird auch die Herkunft der Sklaven untersucht, die häufig beim Aufnahmezeitpunkt in eine Institution in den Texten notiert worden ist.
Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven: Von besonderem Interesse sind außerdem die Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven und damit ihr Beitrag zur Funktion institutioneller Haushalte. Hierbei handelt es sich um Landwirtschaft, Handwerk und den kultischen Bereich.
Die Versorgung der Sklaven: Die Versorgungslisten der politischen und kultisch-religiösen Institutionen stellen häufig den einzigen Nachweis für die Existenz von Sklaven dar. Sie werden vor allem hinsichtlich der Qualifikation und der Einsatzbereiche der Sklaven ausgewertet.
Auslösung, Freistellung, Flucht und Tod von Sklaven: Ein Sklave konnte sich durch die Zahlung eines Lösegeldes, Flucht, Freistellung oder Tod der Gewalt einer politischen oder kultisch-religiösen Institution entziehen.
Deutlich wird, dass Sklaven in jedem wirtschaftlichen Bereich der Palast- und Tempelhaushalte eingesetzt werden konnten – Landwirtschaft, Handwerk und sogar im Kult – und damit zum Funktionieren der Palast- und Tempelwirtschaft beigetragen haben. Die Arbeit kann außerdem aufzeigen, wie eng die Privatwirtschaft mit den jeweiligen Institutionen zusammenarbeiten konnte.