Integrale Komposition
Gasch Tilman
Erinnern Sie sich an die Sendung „Hundert Meisterwerke“? Wie dort in alten Bildern Blickachsen untersucht und räumliche Bezüge hergestellt wurden – und so zum Beispiel aufgedeckt, wie alle wesentlichen Blick- und Objektachsen eines Bildes in seinem inhaltlichen Mittelpunkt zusammenlaufen? Die Künstler vergangener Zeiten haben eben nicht einfach so drauflos gemalt. Geht da ein altes Wissen verloren? Dieses Buch will den Aspekt der Komposition wieder in den Vordergrund rücken und zeigen, wie die bewusste Asymmetrie und der regelhafte Bezug aller Formen vielschichtigere Kompositionen hervorbringt als die Befolgung des Diktats der „Mitte“. Manchmal muss man Objekte (Menschen übrigens auch) erst aus der Ruhe des Zentrums stoßen, damit sich etwas bewegen kann. In der Malerei haben es die alten Meister vorgemacht.
Die Integrale Komposition bezeichnet eine erweiterte Methode der Kompositionslehre, die in den Siebziger- bis Neunziger Jahren entwickelt und an der Kunstschule Westend in Frankfurt (später Akademie für Kommunikation und Design) gelehrt wurde. Sie basiert auf einer umfassenden Analyse der physiologischen, kulturellen und künstlerischen Wahrnehmungsgrundlagen. Das Resultat fußt auf dem Goldenen Schnitt und ist ein komplexes Kompositionsmodell für den Bereich visueller Gestaltung.
Dieses Buch zu den Grundlagen der Integralen Komposition wendet sich an Designer und Künstler. Gedacht ist es sowohl als inhaltliche Anregung zum Thema Komposition wie auch als praktisches Kompendium für Gestalter, die ihre kompositionellen Möglichkeiten erweitern und vertiefen möchten.