Irdisches Regnum in der mittelalterlichen Exegese
Ein Beitrag zur exegetischen Lexikographie und ihren Herrschaftsvorstellungen (7.-13. Jahrhundert)
Renate Pletl
Die Autorin untersucht mittelalterliche Vorstellungen bezüglich des irdischen Regnum anhand exegetischer Werke mit Sammelcharakter, die den Großteil biblischer Allegorien und ihrer Auslegungen im Rahmen des Themas erfassen. Die Analyse der ca. 7500 Allegorien ergibt, daß die Quellen, die Klerikern, Predigern und Schülern als Nachschlagewerke dienen, überwiegend die historische und moralische Exegese bieten. Dagegen bleibt eine subjektive Behandlung und Diskussion von weltlichen, politischen und zeitgenössischen Aspekten diesen Sammelwerken weitgehend verschlossen. Statt dessen definiert in der mittelalterlichen Exegese die Konzentration auf das seelsorgerische Moment und die Ermöglichung eines ungehinderten christlichen Lebens das Bild des irdischen Daseins insgesamt und somit des irdischen Regnum im besonderen. Im Rahmen der Heilsgeschichte bewegt sich die Menschheit zwischen Gott und Teufel, zwischen Seelenheil und Verdammnis. Geistliche und weltliche Herrschaft stehen ihr als Korrektiv zur Seite.