Israel und Phönizien im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr.
Studien zu Beziehungen und Handel zwischen den phönizischen Städten und Israel unter den Nimsiden unter besonderer Berücksichtigung des Fundortes Kuntillet ‘Aǧrud
Janca Brenner
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entwicklung des Nordreiches Israel im 9. und 8. Jh. v. Chr. und dessen Kontakte und Handelsbeziehungen zu Phönizien unter besonderer Berücksichtigung des Fundortes Kuntillet ʿAǧrud. Der Zeitraum der Untersuchung umfasst die Regierungszeit der Dynastie der Nimsiden (ca. 845–747 v. Chr.), wobei das Nordreich besonders unter den Königen Joasch (802–787 v. Chr.) und Jerobeam II. (787–747 v. Chr.) prosperierte und eine nie zuvor dagewesene territoriale Ausdehnung erreichte. Dies begünstigten diverse politische Entwicklungen und Machtverschiebungen zwischen dem assyrischen Reich, Aram-Damaskus, Hamath, weiteren aramäischen Königreichen und Israel. Es soll weiterhin gezeigt werden, dass die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen des Nordreiches zu den Phöniziern nach dem Ende der vorausgehenden omridischen Dynastie (ca. 882–845 v. Chr.) nicht abbrachen, sondern weitergeführt und verstärkt wurden. Dabei gilt es, klassische Kriterien für phönizische Einflüsse, wie zum Beispiel Funde von Volutenkapitellen (protoäolischen Kapitellen) oder Elfenbeinen, zu problematisieren und durch die Analyse darüberhinausgehender archäologischer und inschriftlicher Befunde, Kontakte und besonders Handelsverbindungen aufzuzeigen. Deutlich werden die Kontakte in Kuntillet ʿAǧrud, einem Fundort im Sinai. Die dort aufgefundenen Inschriften und Wandmalereien zeugen von phönizischem und israelitischem Einfluss vor Ort. Die Lage Kuntillet ʿAǧruds an der Gaza-Straße, einer antiken Querverbindung zwischen Mittelmeer und Golf von Aqaba, die phönizischen Einflüsse und die Verbindung zum Nordreich führten zu einer noch anhaltenden Diskussion über die Funktion des Ortes, der teils als Kultort, teils als Handelsstützpunkt interpretiert wird.