Jean-Paul Sartres Philosophie der Dinge von Weismüller,  Christoph

Jean-Paul Sartres Philosophie der Dinge

Zur Wende von Jean-Paul Sartres "Kritik der dialektischen Vernunft" sowie zu einer "Psychoanalyse der Dinge"

Nicht zuletzt Husserls bekanntem Aufruf zu den Sachen selbst, dieser Eröffnung der Dimension alltäglicher Gegenständlichkeit für die philosophische Theoriebildung, folgte auch Sartres Denken nachhaltig. Doch bereits innerhalb der phänomenologischen Konzeption nahm Sartre auch hinsichtlich der Auffassung von den Dingen eigenständige Veränderungen vor, die immer mehr auf die Ausformulierung der Frage nach dem Verhältnis und der Vermittlung von Mensch und Ding hinauslaufen und damit das für die Phänomenologie so zentrale Denken der Intentionalität bedeutend modifizieren sollten. Im Rahmen noch recht strenger kartesianischer Tradition entwirft er zum Beispiel in Das Sein und das Nichts, in diesem ersten Hauptwerk, welches – gewissermaßen in terminologischer Verschiebung – das Ding (Sein) und den Menschen (Nichts) bereits im Titel führt, das Programm einer existentiellen Psychoanalyse, welche sich dahingehend pointieren lässt, dass sie eine Psychoanalyse der Dinge sein will.
Die Möglichkeit zu einer Psychoanalyse der Dinge ist eng gebunden an Sartres Verständnis von der Intentionalität bei Husserl, wie er es bereits in der 1933/34 in Berlin verfassten und 1939 in der Nouvelle Revue Française publizierten Schrift Une idée fondamentale de la phénoménologie de Husserl: l’intentionalité darlegt. In diesem Aufsatz wendet er sich mit seiner Husserlaufnahme gegen die „Ernährungsphilosophie“, das heißt wider eine Philosophie, für die Erkennen gleich Essen ist, „Nahrungsaufnahme, Assimilation“. Sartre kehrt hervor, dass bereits Husserls Konzeption diesbezüglich eine grundlegende und gegen den Idealismus sowie auf das Konkrete sich ausrichtende Version vornimmt: „Gegen die Verdauungsphilosophie des Empiriokritizismus, des Neukantianismus und jeden ‘Psychologismus’ wird Husserl nicht müde zu behaupten, man könne die Dinge nicht im Bewußtsein auflösen.“ Hervorgehoben wird somit ein fundamentaler Ding-Widerstand, an dem sich das „Bersten“ verwirklicht: das unhintergehbare Fortreißen von uns selbst, welches den Menschen, als das Bersten des Bewusstseins zu den realen Objekten, „mitten unter die Dinge“ wirft; und genau dieses Fortreißen von uns selbst ist der Kernpunkt von Sartres Verständnis des Husserlschen Begriffs der Intentionalität: „Diese Notwendigkeit für das Bewußtsein, als Bewußtsein von etwas anderem als von sich zu existieren, nennt Husserl ‘Intentionalität’“. Sartre pointiert, dass Husserl mit der Eröffnung solchen Denkens „das Entsetzen und den Reiz wieder in die Dinge hineinversetzt“ habe. So gibt sich in dieser frühen Schrift Sartres bereits deutlich zu erkennen, wie unhintergehbar der Mensch und die Dinge aufeinander bezogen sind, und zwar nicht nur in der Weise, einander zu verschlingen, sondern auch in der eines gegenseitigen Erhaltens; ebenfalls deutet es sich schon an, dass Mensch und Ding einander ihre Entbergung wie ihre Verbergung sind, Reiz und Entsetzen, so dass grundsätzlich festgehalten werden kann, dass keine Psychoanalyse, das Unbewusste respektive das Bewusstsein betreffend, erschließend und aufklärend zu sein vermag, insofern sie sich nicht dem philosophischen Aufschluss der Dinge widmet.

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