Jenseits von altem Gott und „Neuem Menschen“
Präsenz und Entzug des Göttlichen im Diskurs der spanischen Restaurationsepoche
Kian H Karimi
In der Epoche nach der bürgerlichen Revolution von 1868 büßt das Jahrhunderte geltende semantischhistorische Weltbild Spaniens ebenso seine Bindekraft ein wie dessen religiöse Einbildungsstrukturen. Als privilegiertes Medium sozialer und religiöser Konflikte ist es vor allem der Roman, der diese Krise der ontologischen Metaphysik aufzeichnen und interpretieren kann. An den Beispielen einiger Erzähltexte von Pérez Galdós und Juan Valera lässt sich die Stimmung der neuen Zeit als Verlust einer festen Seinsgrundlage nachzeichnen, kommt die metaphysische Unsicherheit zur Geltung. Sowohl die zeitgenössischen als auch die heutigen Leser erkennen im Sinne Heideggers, dass sich das Göttliche in dem Maße entzieht, wie sie sich ihm zu nähern suchen. Über die in den hier analysierten Diskurs- und Romanwelten dargestellten Bilder eines »ruinösen Christentums« erschließt sich die Sprache eine Produktivität, die sie für philosophische Reflexionen fruchtbar macht.