Johann Schroth
Leben und Wirkung
Wolfgang Reimann
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden nahezu gleichzeitig in zwei benachbarten Gemeinden des österreichischen Teils von Schlesien am Fuße des Altvatergebirges – in Gräfenberg und Nieder Lindewiese – Wasserheilanstalten, die das Kurwesen revolutionierten: Hier wurde die Hydrotherapie im engeren Sinne begründet. Die Namen dieser Gründer sind Vincenz Prießnitz (1799–1851) aus Gräfenberg und Johann Schroth (1798–1856) aus Nieder Lindewiese. Der „Wasserdoktor“ Sebastian Kneipp (1821–1897) folgte mit seinen Rezepturen etliche Jahre später.
Johann Schroth und Vincenz Prießnitz führten die klassische Kur weg von der Bade- und Trinkkur und ergänzten sie durch spezielle wassertherapeutische Maßnahmen und durch Änderungen in der Ernährung während der Kurzeit. Die Heilmethode von Johann Schroth war zu ihrer Zeit etwas vollkommen Ungewöhnliches. Zunächst als Kurpfuscher und Hexer verdächtigt, bekam er bald starken, zum Teil prominenten Zulauf. Er wurde zu seiner Zeit berühmt. Sein Sohn Emanuel Schroth baute Nieder Lindewiese zu einem großen Kurzentrum aus. Der preußisch-österreichische Krieg von 1866, der Erste Weltkrieg (1914–1918) und schließlich der Zweite Weltkrieg (1939–1945) beeinträchtigten die Entwicklung der Kuranlagen entscheidend. Der Kurort heißt heute Lipova-Lazne und liegt in der Tschechischen Republik.
Die anderen Begründer der Hydrotherapie – Vincenz Prießnitz und Sebastian Kneipp – sind heute weithin bekannt, selbst die UNESCO hat ihrer gedacht. Johann Schroth stand bislang eher im Schatten der beiden. Das vorliegende Buch rückt ihn in den Vordergrund. Es enthält Biografisches, Aussagen über seinen Beitrag zur Hydro-Therapie, Geografisches und Geschichtliches zu seinem Heimatort Nieder Lindewiese und der Umgebung, ein Essay über Land und Leute und eine Spurensuche nach der Idee und der Familie von Johann Schroth.