Johanna
Adolf Frisé
Der Erzähler lernt Johanna auf einem Fest bei Hamburg kennen, und es geschieht, womit keiner von ihnen gerechnet hatte – von der ersten Stunde an ist der eine ohne den anderen nicht mehr zu denken. Ihr wird durch ihn bewußt, daß sie nach einem neuen Weg für sich sucht; eine verheiratete junge Frau, zwei von ihr geliebte Kinder. Joachim, Johannas Mann, sie nennt ihn Jochen: seiner selbst eindrucksvoll sicher, «ein Mann, der immer das Sagen hatte». Eine geordnete traditionsgebundene Welt. Dagegen der Erzähler: Journalist, Junggeselle, ein wechselvolles Leben zwischen Bonn, Düsseldorf, Hamburg, Genf, Wien, Rom.Möglichkeitsspiele, Machtspiele, Verletzungen. Johanna ist dem nicht gewachsen, sie bricht den Kontakt ab. Der Freund verkriecht sich, probt eine andere Beziehung, sie hören monatelang nichts voneinander. Ein neuer Versuch. Sie ziehen sich in den Taunus zurück, mieten ein Refugium, die Hütte, von der sie träumen. Doch auch das mißlingt, Johanna kehrt zu den Kindern zurück. Mutlosigkeit, Resignation. «Vergiß mich so, daß ich es nicht merke.» Es bleibt indes, mit nächtlicher Raserei zueinander über die Autobahn, eine dem Wahnsinn nahe Liebe. Am Ende zeichnet sich ohne Katastrophe eine Lösung ab. Johannas Resümee: «Ich möchte frei sein. Frei für ein Leben mit dir.»Adolf Frisé spricht unter denen, die erzählende Prosa schreiben, mit einer ganz eigenen, präzise artikulierenden Stimme. Sie ist angenehm unaufgeregt, berichtet in kurzen, klaren Sätzen. Der Erzähler psychologisiert nicht. Er sagt nur, was er weiß und was er empfindet.