Johnson-Jahrbuch Bd. 15 / 2008
Michael Hofmann, Mirjam Springer
Aus unterschiedlichen Richtungen nähern sich die Beiträge dieses Bandes den komplexen Erzählverfahren der Romane von Uwe Johnson. Die Neulektüren der Wendisch-Burg- und der Althagen-Episode aus den Jahrestagen sowie der häufig unterschätzten Zwei Ansichten zeigen, wie genau die Texte konstruiert sind. Dass genaues Erzählen bei Johnson immer schon bei der Namensgebung beginnt, wird am Beispiel des Jakob aus den Mutmassungen anschaulich. Vor dem Hintergrund aktueller »Moderne«-Debatten eröffnen dann besonders Parallellektüren neue Perspektiven auf bekannte Texte. Der Vergleich zwischen den Literaturwissenschaftlern Johnson und Sebald und ihren »moralischen« Erzählmodellen angesichts der Shoah, der Vergleich mit Musils Mann ohne Eigenschaften und die ausführliche narratologische Analyse von Ingeborg Bachmanns Todesarten-Fragment Der Fall Franza lassen eine neue Verortung des johnsonschen Erzählens im Kontext modernen Schreibens zu. Ausführliche Rezensionen ergänzen den Band.