Judentoleranz und Judenemanzipation in Kurmainz 1774-1813 von Post,  Bernhard

Judentoleranz und Judenemanzipation in Kurmainz 1774-1813

Mit der Aufklärung gewann in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auch in Deutschland die Frage der
Judenemanzipation eine besondere politische Aktualität. Während sich das Interesse der historischen
Forschung bisher vor allem auf die Entwicklung in Österreich und Preußen konzentriert hat, sind die
bedeutenden Fortschritte, die die Emanzipation der Juden damals in den Kurstaaten und insbesondere in
Kurmainz gemacht hat, bis heute wenig beachtet worden. Wie die vorliegende Mainzer Dissertation von
Bernhard Post aufzeigt, hat der Mainzer Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal (1774–1802) nicht nur
die jüdische Minderheit nachhaltig gefördert, die Judenemanzipation kann sogar als wesentlicher
Bestandteil der von ihm eingeleiteten Reform des Staatswesens bezeichnet werden. Zielgruppe war vor
allem die jüdische Mittelschicht, nämlich die Krämer, Viehhändler oder Makler, die infolge der Rezession
nach dem Siebenjährigen Krieg kein Auskommen mehr finden konnten. Nachdem Erthal als
Sofortmaßnahme die Abgabenlast gemildert hatte, die die Juden wirtschaftlich zu erdrücken drohte,
ordnete er die allgemeine Schulbildung für jüdische Kinder an und eröffnete den Juden Berufszweige, die
ihnen seit Jahrhunderten verschlossen waren. Dies sollte nicht nur der sprunghaft anwachsenden
Verarmung der ehemals blühenden Kurmainzer Judenschaft Einhalt gebieten, sondern darüber hinaus die
Grundlage für die beabsichtigte gesellschaftliche Integration der jüdischen Bevölkerung bilden. Ein
sichtbarer Erfolg dieser Politik war, dass 1784 die ersten jüdischen Familien das Mainzer Ghetto verlassen
konnten.
Nach der Französischen Revolution griff Erthals Nachfolger Carl v. Dalberg (1802–1813) die von der
katholischen Aufklärung geprägte Judenpolitik zunächst für das von Kurmainz verbliebene Fürstentum
Aschaffenburg wieder auf und dehnte sie dann auf die später hinzuerworbenen Gebiete im Hessischen –
Frankfurt, Wetzlar, Hanau und Fulda – aus. Mit der Einführung des Code Napoléon verband der Fürstprimas
die völlige bürgerliche Gleichstellung der Juden im Jahr 1811. In den Genuss dieser Freiheit kamen
jedoch nur noch die Frankfurter Juden. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig beseitigten die Siegermächte
sofort die beispielhaften Freiheiten, die Dalberg seinen jüdischen Untertanen gewährt hatte, und kehrten
in den folgenden Jahrzehnten überwiegend wieder zu einer restriktiven Judenpolitik zurück.

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