Kaisersaal
Kultanlagen der Augustalen und munizipale Einrichtungen für das Herrscherhaus in Italien
Wolfgang Wohlmayr
Den Ausgangspunkt der Arbeit bilden Versammlungs- und so benannte Kulträume städtischer Körperschaften mit ihrem Statuenschmuck, den dazugehörigen Inschriften und sonstigen Ausstattungselementen. Als grundlegendes Merkmal stellt sich heraus, dass diese für die frühe Kaiserzeit gängigen Einrichtungen von Kaisersälen zwar typologische Muster ausbilden, jedoch in ihrer spezifischen Bauform und im Umfang der Ausstattung den Vorstellungen einzelner Stifter, der lokalen Beamtenschaft oder diversen Trägervereinen unterstehen. Kaiserkultanlagen geben so eine markante Leitlinie für den Ausbau und die Prunkentfaltung in den Städten sowie die generelle Entfaltung der Kunstformen in der frühen römischen Kaiserzeit ab.
Das Phänomen des römischen Kaiserkultes ist eng mit den Vorgängen der Machtergreifung und schließlich dynastischen Verankerung im Prinzipat verbunden. Stets geht es dabei um ein „sichtbares Werden“ staatlicher Autorität, welche sich primär nicht durch politische Diktion oder in gewachsener religiöser Praxis, sondern durch die Präsenz des Bildnisses und den Aussagen der Kunst vermittelt. In diesen Zusammenhang gehören Ehrengalerien mit Porträtstatuen des Regenten und seiner Familie. Statuenehrungen wie solche in Kaisersälen können nur in ihrer Gesamtheit interpretiert werden, was den Kontext von Stiftung und Ausstattung wie den „Funktionsrahmen“ Stadt mit einschließt.
Einen besonderen Stellenwert erhalten dabei die Träger des Kaiserkultes, die Seviri und Augustalen. Die genannten Kollegien rekrutieren sich zum Großteil aus Freigelassenen, werden aber aufgrund ihrer wirkungsvollen Stiftertätigkeit, vor allem bei Bauvorhaben, de facto als „Mittelstand“ zwischen den Dekurionen und der städtischen Plebs anerkannt. Das Wesen des römischen Kaiserkultes in Italien, nämlich Loyalität für den Regenten aus einem unverhüllten Standesbewusstsein heraus, zeigt sich an ihnen am deutlichsten.