Kampf um Troja
200 Jahre Ägineten in München
Raimund Wünsche
Vor 200 Jahren, im April 1811, entdeckte eine Gruppe von englischen und deutschen Bauforschern um den Architekten Carl Haller von Hallerstein im antiken Heiligtum von Ägina die Giebelfiguren des Aphaia-Tempels. In einer sorgfältig dokumentierten Grabung barg man die Marmorstatuen, die der bayerische Kronprinz Ludwig bei einer Auktion erwerben konnte. Vom Bildhauer Bertel Thorvaldsen in Rom kunstvoll ergänzt, wurden die „Ägineten“ 1827 in der Münchner Glyptothek aufgestellt und bilden seitdem das Glanzstück der Sammlung. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entfernte man die Ergänzungen Thorvaldsens wieder, da sie sich in weiten Teilen als falsch erwiesen hatten. Die Gruppen des Ost- und des Westgiebels erhielten nun eine neue Ordnung.
Diese heute allgemein anerkannte Neuaufstellung der Ägineten kontrastiert die Ausstellung „Kampf um Troja. 200 Jahre Ägineten in München“, zu der diese Begleitpublikation erschienen ist, erstmals direkt mit den von Thorvaldsen ergänzten Figuren in ihrer alten Aufstellung. Dabei zeigt sich der künstlerische Rang der Rekonstruktionen, aber auch ihre kompositorische Problematik. Darüber hinaus werden in der von Raimund Wünsche, dem langjährigen Direktor der Glyptothek, herausgegebenen Publikation zur inhaltlichen Deutung der Giebelskulpturen und zur ursprünglichen Farbfassung bahnbrechende neue Vorschläge gemacht.
„Das imponierende Begleitbuch, das der scheidende Direktor Raimund Wünsche zu dieser grandiosen Abschiedsschau erstellt hat, und die Präsentation klären über die Fund- und Ergänzungsgeschichte auf, sowie allgemein über die Vervollständigung antiker Torsi, die stets vom jeweiligen Geist der Zeit bestimmt war.“
„Süddeutsche Zeitung“, 13.4.2011