Kann man national bauen?
Die Architektur der Botschaften Indiens, der Schweiz und Großbritanniens in Berlin
Lucas Elmenhorst
Wie repräsentieren sich Staaten architektonisch in den Gastländern? Kann nationale
Identität durch Botschaftsbauten ausgedrückt werden – und sind diese damit
‚architektonische Botschafter‘ ihrer Nationen? Mit der Entscheidung für Berlin als künftigem gesamtdeutschen Regierungs- und Parlamentssitz begann Mitte der 1990er Jahre ein regelrechter Botschafts-Bauboom. In den traditionellen Botschaftsvierteln im Umfeld der Wilhelmstraße und südlich des Tiergartens entstand so eine ‚Straße der Nationen‘, die dem Parcours der Länderpavillons auf den Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts gleicht. Ähnlich diesen sollen sie nationale Bilder kommunizieren, obwohl sie allesamt im Formenvokabular einer internationalen zeitgenössischen Architektur errichtet sind.
Lucas Elmenhorst untersucht beispielhaft die Berliner Botschaften Indiens (Architekten Léon Wohlhage Wernik), der Schweiz (Diener & Diener) und Großbritanniens (Michael Wilford & Partners) auf vermeintlich nationale Chiffrierungen. Er vergleicht diese architektonischen Repräsentationsstrategien mit denen der zeitgleich entstandenen Nationenpavillons der Expo 2000 in Hannover. Anhand der Kaiserlichdeutschen Botschaft in St. Petersburg (Peter Behrens) sowie der Botschaften Japans (Ludwig Moshamer) und der Tschechoslowakei (heute Tschechien, Vera Machoninóva) in Berlin gibt der Autor einen Überblick der historischen Entwicklung des Bautypus Botschaftsbau bis hin zur Berliner Republik.