Karikaturen in der Zeitung
Engagierter Bildjournalismus oder opportunistisches Schmuckelement?
Herbert Päge
Experten unterschiedlichster Fachgebiete haben sich in der Vergangenheit mit Karikaturen beschäftigt. Bislang hatte jedoch noch niemals ein Journalist aus wissenschaftlichem und gleichermaßen journalistischem Blickwinkel das Entstehen und den Einsatz von Karikaturen in Tageszeitungen untersucht. „Karikaturen in der Zeitung“ füllt diese Lücke, indem zunächst die formalen und historischen Voraussetzungen analysiert werden, die den augenblicklichen Status quo überhaupt erst ermöglichten. Danach diskutiert das Buch die Frage, ob Karikaturen als engagierter Bildjournalismus und mithin als journalistisches Ausdrucksmittel zu bezeichnen sind, oder ob es sich bei den Zeichnungen nur um opportunistische Schmuckelemente handelt, deren Funktion sich darauf beschränkt, zu einem gefälligen Seitenlayout beizutragen und die gerade so kritisch sein dürfen, dass sie weder beim Verleger noch bei der Leserschaft Anstoß erregen. Ausführlich wird weiterhin der Alltag des Karikaturisten beleuchtet, und auch hier betritt der Autor Neuland. Wer sind die Zeichner, wie arbeiten sie, wie verdienen sie ihr Geld, wie entstehen die Karikaturen, welches Selbstverständnis haben die Karikaturisten? Dies sind nur einige von über 50 Fragen, deren Beantwortung durch die Zeichner erstmals einen Einblick in den Arbeitsalltag einer kleinen und von der Öffentlichkeit und berufsständischen Organisationen weitgehend unbeachteten Berufsgruppe bieten. Weiterhin widmet sich das Buch der Frage, ob und welche Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten es in Deutschland für Karikaturisten und jene, die es werden wollen, gibt. Und schließlich legt der Autor anhand einer Auswertung von 14 Jahrgängen des Gewerkschafts-Magazins „journalist“ dar, wie Karikaturisten sich und ihre Journalisten-Kollegen sehen und in ihren Zeichnungen darstellen – und kommt dabei zu einem gleichermaßen überraschenden wie erschreckenden Ergebnis.