Kinder- und Jugendliteratur in einer globalisierten Welt
Chancen und Risiken (kjl&m 11.extra)
Jörg Knobloch
Der Begriff Globalisierung wird in zahlreichen Diskursen, auch in den Medien, gern und durchaus kontrovers verwendet, er ist geradezu alltäglich geworden. Dabei werden zweifellos Zusammenhänge zwischen der Globalisierung und verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen gesehen. Eine tiefergehende Auseinandersetzung speziell mit der Kinder- und Jugendliteratur (KJL) unterbleibt aber meist. So entsteht zu leicht der Eindruck, dass sich für diesen Bereich keine Zusammenhänge finden lassen. Wie die Beiträge im vorliegenden Band kjl&m 11.extra zeigen, muss dieser Eindruck jedoch als Irrtum bezeichnet werden.
In Teil I dieses Bandes soll eine erste Annäherung an die Globalisierung erfolgen, die von unterschiedlichen Seiten her möglich ist: vom Begriff her, durch die Geschichte, durch ihre Wegbereiter und letztlich durch die Kinder- und Jugendliteratur und ihren Markt, der zunehmend zu einem globalisierten Markt mit all seinen Chancen und Risiken wird.
In den Beiträgen zu Teil II werden Aspekte der Kinder- und Jugendmedien unter dem Gesichtspunkt der Globalisierung untersucht. Es geht also um Studien zum Lesen zwischen Finnland und Brasilien, um Bestseller und Mehrsprachigkeit, um Produktionsbedingungen international geschätzter Kinder- und Jugendbücher, auch um neuere KJL, die das Thema Globalisierung überhaupt für Kinder und Jugendliche aufbereitet. Exemplarisch werden zudem internationale Kinderbuchmessen, die global arbeitende Organisation IBBY und die Internationale Jugendbibliothek (IJB) berücksichtigt.
Teil III des Sammelbandes widmet sich der aktuellen Praxis des Umgangs mit Kinder- und Jugendmedien in einer globalisierten Welt. Hier wird überprüft, welchen Einfluss etwa ein Migrationshintergrund auf die übliche Schullektüre haben kann. Ein analysierender Blick wird auch auf den Fremd- und Zweitsprachenunterricht und auf die in diesem Zusammenhang verwendete KJL geworfen. Durch die Thematik einer Klassenlektüre wird außerdem deutlich, dass es bereits im Mittelalter eine Form der Globalisierung gegeben hat, die unter dem Namen Kreuzzüge bis heute gleichermaßen auf Gegner und Anhänger verweisen kann. Schließlich kann gezeigt werden, wie Harry Potter, der zaubernde Held eines zauberhaften Welt-Bestsellers, Jugendbücher zu einem globalen Phänomen macht und wie die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Bonn) eine handlungsorientierte Auseinandersetzung mit dem Thema Globalisierung ermöglicht.
Ein Zusammenhang zwischen all diesen Aspekten der KJL und der Globalisierung ist zweifellos gegeben. Er kann in diesem Band allerdings nicht erschöpfend behandelt werden, ist dieser Zusammenhang doch – wie durch Beiträge kompetenter Autorinnen und Autoren deutlich gemacht werden soll – offenbar viel komplexer, als ein erster Eindruck suggeriert.