Kinderdiebe
Eine wahre Geschichte
Sylvia Schöningh-Taylor
Eine junge Deutsche beschließt Anfang der 60er Jahre, ihrem schuldbeladenen Land zu entfliehen. Der Vater ist Nazi, sie wird durch die Auschwitz-Prozesse politisiert, nimmt aktiv an der deutschen Studentenbewegung teil, gerät unter Terrorismusverdacht und macht schließlich ihren Jugendtraum wahr: Sie zieht in den 80er Jahren nach England, in das sie sich schon früh durch die schicksalhafte Begegnung mit Shakespeare und der englischen Musikkultur verliebt hat. Sie steigt in die englische Theater- Szene ein, heiratet einen Engländer und wird Mutter zweier kleiner Engländer. Konfrontiert mit der harten Realität der fremden Kultur bekommt ihre Liebe zur neuen Heimat bald Risse und sie muss sich nach und nach ihre deutsche Seele eingestehen. Ihre Ehe zerbricht und ins Nachbarhaus zieht eine neue Familie ein, die sie systematisch zu schikanieren beginnt, als sie erfährt, dass sie eine Deutsche ist. Die Ich-Erzählerin vermag sich jedoch das Scheitern ihres Traums nicht einzugestehen, und als sie Anfang des neuen Jahrtausends zusammen bricht, macht sich ihr Mann ihre Schwäche zunutze, um sie bei den Behörden als verrückte Deutsche anzuschwärzen. Von einem Tag auf den andern werden ihr die Kinder brutal von der Seite gerissen. Als sie nach Monaten versucht, ihren Sohn und ihre Tochter wenigsten zu sehen, brechen acht Polizisten gewaltsam in ihr Haus ein, legen sie in Handschellen und sperren sie in die geschlossene Psychiatrie. Von dort gelingt ihr auf dramatische Weise die Flucht nach Deutschland. Sie trifft die schwerste Entscheidung ihres Lebens, lässt ihre Kinder und ihre Wahlheimat los und bekennt sich zur Liebe zu ihrem Vaterland. Um der Liebe zu ihren Kindern willen geht sie den Weg der Versöhnung und des Friedens mit dem Mann und dem Land, die sie verstoßen haben.