Kirchenleitung nach Barmen
Das Modell der Evangelischen Landeskirche in Baden
Hendrik Stössel
Hendrik Stössel untersucht das Wesen der evangelischen Kirchenleitung. Er geht von der Erfahrung aus, daß im kirchlichen Alltag Rudolph Sohms Unterscheidung zwischen Geist- und Rechtskirche theoretisch und praktisch noch immer ziemlich ungebrochen zu gelten scheint. Zweifellos besteht die Gemeinde Jesu Christi aus mehr als Gesetzes- und Verordnungsblättern, Gemeindesatzungen und Statistiken. Zudem hat sie seit der Zeit der Jünger Jesu eine äußere Gestalt. Sie muß (fremde) Gelder oder Räume verwalten und mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern umgehen. Außerdem gibt es eine äußere Institution, die zahlreiche sozialdiakonische Aufgaben organisiert und gerade darin den Auftrag der Gemeinde Jesu Christi wahrnimmt. Deshalb kann es nicht erstrebenswert sein, dieses ‚Äußere‘ abzuschaffen oder abzuwerten; vielmehr muß man der Kirchenleitung die Rolle und Funktion zuweisen, die dem eigentlichen Wesen der Kirche entspricht, sodaß sie ihre Aufgabe, aller Welt Gottes Heil zu verkündigen, bestmöglich erfüllen kann. Mit seiner Untersuchung trägt Hendrik Stössel zu einem einheitlichen Verständnis von Kirchenleitung bei. Dabei dient ihm die Grundordnung der Evangelischen Landeskirche in Baden als instruktives und modellhaftes Beispiel, weil sie auf der Grundlage der Theologischen Erklärung von Barmen den geistlichen (‚innerlich-wesenhaften‘) und den rechtlichen (‚äußerlich-organisatorischen‘) Aspekt der Kirche in unentbehrlicher Einheit aufeinander bezieht. Vor diesem Hintergrund untersucht Hendrik Stössel das Leitungsprinzip der badischen Landeskirche auf seine theoretische und praktische Bedeutung hin und gewinnt dadurch allgemeingültige Kriterien für evangelisches kirchenleitendes Handeln.